Klaus Konze: Farblandschaften
Schon auf den ersten Blick evozieren die Farblandschaften von Klaus Konze Anklänge an die Landschaftsmalerei des Impressionismus. Kein Wunder, sind sie doch ebenso sur le motif entstanden, also unmittelbar vor Ort. Dazu zogen die Künstler des 19. Jahrhunderts, die Wanderstaffelei auf dem Rücken, hinaus in die Natur. In Deutschland hatten die Zeitgenossen eine sogar noch treffendere Bezeichnung: Freilichtmalerei. Treffender deshalb, weil es ja nicht nur um Landschaftsformationen an sich geht, sondern zugleich um das Licht, das je nach Jahreszeit, Vegetation und Witterung ganz spezifische Farbklänge und Stimmungen bewirkt. So etwa die Kühle des Kobaltblau im Kontrast zu lichtem Ocker über Cadmiumgelb beim Stettiner Haff (Abb. 1), wo einen schier die steife West-Brise bewegt wie die Wolken über dem Horizont. Das Nachlassen der flirrenden Hitze in den Weingärten Bei Meersburg (Abb. 2), wo die späte Sonne von Westen über den See kommt, man die Wärme der aufgeheizten Erde förmlich zu riechen meint. Ein kleiner, frecher Kobaltfleck links unten im Bild macht freilich deutlich, dass es bei Klaus Konze nicht um sklavische Abbildlichkeit eines Motivs geht, sondern um kompositorisch ausgefuchste Bilder, Farblandschaften, bei denen das Malerische ein Eigenleben führt. Das französische Wort motif bedeutet ja nicht nur Bildgegenstand, sondern zugleich Beweggrund. Deutlich ablesbar ist dies schon bei der ersten Abbildung. In der linken Hälfte von Cinque Terre ereignet sich gleichsam eine vegetabile Eruption, hoch über ein angedeutetes Häuschen hinaus aufragendes Grün, dann eine Blütenexplosion in Cadmiumrot und Krapplack, bis der Uferabfall zum Meer hin in ein paar summarischen lndigostrichen ausläuft. Darüber spannt sich ein hellbewölkter Himmel, quasi betont unbeteiligt an der eruptiven Farbwucht da unten. Derartige summarische Zusammenfassungen, Flächen- und Farbkontraste, die Konzentration der Palette auf jeweils wenige charakteristische Farbklänge zeigen das geschulte Auge und die malerische Erfahrung Konzes, mehr noch die geistige Intensität, mit der er sich vom Motiv bewegen lässt, der realen Landschaft derart auf den Grund zu gehen, dass genau das entsteht, was er zu Recht als Farblandschaften bezeichnet: künstlerisch (nicht zuletzt durch die Kunst des Weglassens des Unwesentlichen) verdichtete Konzentrate von Landschaften und ihrem Wesen.
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Dr. Andreas Link
aus der Einführung zur Ausstellung bei Keim-Farben, Diedorf